Sonntag, 31. August 2008

Grandola - durch die Fernbrille

Um die astrologische Frage vom Ende des letzten Beitrags aufzunehmen: warum realisiert sich die Potenz einer Konstellation, die grundsätzlich für die gesamte Halbkugel der Erde gültig ist, in einem bestimmten Gebiet und warum gerade in diesem?
Diese Frage überfordert zum gegenwärtigen Zeitpunkt, so sehe ich das, alle zeitgenössischen Astrologen. Zutreffende Vorankündigungen sind nach meiner unmaßgeblichen Meinung Zufallstreffer, oder aber, wie z:B: die 9/11 Vorhersage von Robert Zoller im Internet so allgemein, dass sie in einer Reihe stehen mit nichtastrologischen politischen Prognosen anerkannter und nichtanerkannter Politauguren.
Dabei fehlt es nicht an astrologischen Werkzeugen. Die Großen Konjunktionen von Saturn und Jupiter wurden, wie ungenau auch immer, seit der persisch/arabischen Astrologie des achten Jahrhunderts bis in 17. Jahrhundert hinein, beobachtet. Die Äquinoctien - Beobachtung jener jährlichen Horoskope auf die Frühlings –Tagundnachtgleiche, war ebenfalls tausend Jahre in Übung, bevor die Astrologie in die dunklen Keller der Professoren der Aufklärung gesperrt wurde.
Als aber die Vernunft in deutschen Professoren und Provinzen gezwungen war, einen bürgerlichen Alltag hinzunehmen in der Gefolgschaft eines Mörders und Antichristen, als sie sich ungewollt zu Glück und Zucker bekannte unter Verdrängung von Pech und Peitsche , da entstand eine derart massenhafte Niedrigkeit unter den Menschen, dass sie unweigerlich ein um so größeres, allumfassendes Bilanzfeuer herunterrief vom Himmel. Ein Sodom an Menschenverachtung war im Herzen von Europa aufgestanden unter schweigender Billigung alles Offiziellen.
In gleichen Moment, in dem die Feuer in Gomorrha und anderswo brannten hatten, im dem Moment erst war die „Umwertung aller Werte“ erfolgt, die Nietzsche in Visionen von Lust und Schauer gequält hatte.
Unter den im Herzen Europas aus den Kellern der Aufklärung Befreiten wandert, Tochter der Antike, die Astrologie seitdem wieder unter dem Licht. Als letzte wird sie in ihrer Ehre erkannt werden. Von den frühen Meistern ihrer Renaissance wird man kaum die Namen kennen.
Mundane Astrologie ist eine Kulturtechnik, aus der, genau wie vor tausend Jahren, zur Zeit der Reife, Kathedralen hervorblühen werden, Kathedralen in der Innenwelt, Kathedralen des Geistes, so wie vor tausend Kathedralen im tastbaren Äußeren.
Mir als einem, der auf diesem Felde baut, erscheint es viel, wenn es mir gelingen sollte astrologisch gesprochen, eine schlichte Romanik entstehen zu lassen, die nicht viel hermacht aber dafür die Jahrhunderte in Brauchbarkeit überdauert.
In diesem Sinne nun weiter zum Teil 3 meiner Betrachtung der portugisischen „Nelkenrevolution“ des 25.4.1974. (Teil 1).
(Teil 2 hier.):

Der Mars – Eintritt ins Zeichen Waage war Anlass, den dritten und vierten Grad Waage zu ehren mit einer Erinnerung an den Aufstand der Armee in Portugal vor 34 Jahren. Der erste Beitrag galt dem Horoskop des Tages.
Im zweiten Beitrag wurde die Herkunft diese Tage in der himmlischen Parallele der letzten Jahre verfolgt und dabei die Transite zu den Königskonjunktionen der Elemente in Augenschein genommen.
Heute nun im dritten Teil soll einer von zwei: „Riegeln des Schicksals“ betrachtet werden:

Es ist das zuständige (25.) „Septar“ der Königskonjunktion Erde, weil „Erde“ das Gleichnis ist für die harten Realitäten a’la Stier, Jungfrau, Steinbock, welche von den persönlichen, gesellschaftlichen und politischen Kräften bewegt werden. In einem Septar zeigt jedes Haus sieben Monate an, was bei zwölf Häusern sieben Jahre ausmacht.


25. Septar Königskonjunktion Erde, gültig für 1970 – 77, für Lissabon


Wer kann die kommenden Möglichkeiten zusammensehen mit einer "kritischen Masse" irgendwo auf einer der Halbkugeln der Erde?Anders ist es, wenn ein Ereignis seine Stätte gefunden hat und seine Zeit.
Portugal von 1970 -1977: Der Pfeil des Schützen fliegt, nachdem er vom Bogen des Geistes abgeschossen wurde, „seine Sehne zittern bestanden hat“, wie Rilke sagt. Darum ist im Symbol des Schützen immer das Bild des Köchers, des gewagten – oder nicht – gewagten - Schusses und des treffenden oder verfehlenden Schützen, enthalten. Um von Zen, Übung, Meditation im Zusammenhang des Treffenden gar nicht zu reden.
Der Bogen aber, wer ist der? Welch anderer kann es sein, als der, dessen Ort ist zwischen Schuss und Bewertung, zwischen Schütze und Waage. Der Bogen ist Skorpion.
Ein Pfeil sind wir
Zugleich Bogen
Spannen wir kühn
Im Spiel der Wogen


Zum Bild des Pfeils und mithin des Schützen gehört auch die Unterscheidung des Pfeils der aus der Zeit heraus, also Richtung Steinbock fliegt von dem Pfeil, der zur anderen Seite, Richtung Welt, fliegt.
Der Pfeil des obigen fünfundzwanzigsten Jahrsiebts zeigt ins neunte Haus. Vom Schützen, dem neunten Zeichen ins neunte Haus. Vom Bogen her, dem achten Haus/Zeichen, ein Schuß nach links. Im Schützen selber erblicke ich die Gestalt des „Sohns“, des Tierkreisnachbarn des „Vaters“ Steinbock. Im Sonnenweg, rechtsdrehend durch die Tageshäuser, folgt der Sohn dem Vater, folgt das neunte dem 10. Haus.
Sohnhaft, schützemäßig ist daher das Erkennen und das Versöhnen, ist die Vereinigung des Vielen im Kreis, ist der „Runde Tisch“, an dem jeder den seiner Art entsprechenden Platz findet.
Die Tatsache, dass Jupiter in der Jungfrau weilt, ist bedeutend, zum einen, weil der Jungfrau bei ASC Schütze immer das neunte Haus gehört, zum anderen, weil Jungfrau seit mehr als zweitausend Jahren die Königskonjunktionen im Erdelement beherbergt.
Es ist also zwischen 1970 und 1977 auf der Nordhalbkugel ein Jahrsiebt eines für die Welt exemplarischen Erkennens, Verstehens und Versöhnens am Himmel angezeigt, welches in Lissabon seinen Ort hat, gemeinsam allerdings mit dem gesamten Westen Europas einschließlich des rheinischen Bonn. Siehe Schütze Willy Brand in Warschau.
Das Potential des Verhaltens oder der Verwirklichung ist im Zeichen der Sonne zu erkennen. Im siebten Haus gelegen öffnet die Sonne dem Verhalten die Begegnung mit der Welt. Zugleich tut sie das im Dialog mit Uranus dem Aufheber der Grenzen. Das Verhalten dieser sieben Jahre war also auf der ganzen Nordhalbkugel uranushaltig, ergriffen vom Bild des Menschen über allen Sonderungen in Zugehörigkeiten, Bekenntnisse und Kulturen.
Auch die folgenden sieben Jahre gehören zum Schatz der beflügelnden Sonne-Uranus-Jahre, dem Internationalismus folgte der ökologische, der grüne Aufstand.

Und über drei Quadrate ist zu reden bei diesem Jahrsiebt:
- Mars im achten mit Merkur im elften Haus
- Saturn im siebten mit Pluto im dritten Haus, und
- Pluto im dritten mit Mond im ersten Haus, letzterer mit Saturn in Dialog/Opposition.
Und alle drei sind aktiviert, einschließlich Sonne /Uranus, als am 24. April abends das Signal erklingt:
Seit dem 17. Januar heißt die Baustelle der Zeit im rechtsdrehenden Rhythmus der Sonne und im linksdrehenden Rhythmus der Erde: Zwillinge = Straßen und Plätze. Merkurs Baustelle ist im Löwen, im Zentrum mithin sind es die Wege und Verbindungen, die nun vom mit ausgelösten Mars, im elften Haus, also in unerwarteter und schöpferischer Weise, gemäß seinem Zeichen Skorpion planmäßig und diszipliniert, im Sinne des gewagten „abgeschossener Pfeils“ mit Resonanz belegt werden.
Hiervon betroffen ist Saturn - die bisher herrschenden Köpfe - dem von Pluto im Widder, den ideell gebundenen Militärs, im dritten Haus = auf den Straßen, und dem vom Mond, dem Volk im ersten Haus des versöhnenden Schützen widersprochen wird. Jupiters „jedem seinen Platz“ wird im Volk zum „das Land dem, der es bebaut“, Mond im ersten Haus wird zur Welle von Land-und Betriebsbesetzungen. welche dem Mond/Saturn, den alten Familien den überschüssigen Besitz streitig machen.

Und es ist dieser siebte Siebenmonatsabschnitt, in dem die Potenzen der Erde, die zuerst im ersten Haus in die Erscheinung treten, nach sechs Wandlungen der begegnenden Welt im siebten Haus ihr Gesetz auferlegen dürfen. So sind es mithin nicht nur der Saturn sondern auch die Sonne - die natürlich das Zentralvermögen der bisherigen Herrscher repräsentiert - welche den Widerspruch des Mondes und des Uranus ertragen müssen, wie er aus dem ersten Haus mit dem „abgeschossener Pfeil“ des Schützen ins Zentrum trifft.
Das also wäre die Auskunft des 25. Septars der Königskonjunktion Erde für den Zeitraum 17. Januar 1974 bis 17. August 1974. Das ist die schwer vorstellbare Ausfächerung eines Konstellationsbildes von 1826 in der siebendfachen Vergrößerung.
Aber, angesichts der Tatsache, dass es Erfahrung vieler Menschen ist, dass ein Traum aus frühester Kindheit sozusagen das Grundmuster eines ganzen Lebens darlegt , kann es da wundern, dass die Zeit, in der sich Dasein und Leben in rhythmischen Folgen realisieren, Motive in rhythmischer Vergrößerung wieder hervorbringt?
Es war die „Münchner Rhythmenlehre“ eines Wolfgang Döbereiner, die diese Erscheinung in den siebziger Jahren erkannt und formuliert hat. Und man kann zu den Anschauungen Döbereiners im Einzelnen stehen, wie man mag, aber wenn ich Septare, ob im Individual-Horoskop oder in der mundanen Betrachtung, ernsthaft einer Prüfung unterzog, so haben sie es nie verweigert der astrologischen Einsicht den Aufschluß beim Blick durch die so notwendige Fernbrille zu gewähren.
Ich dachte, ich würde heute fertig, aber es scheint einen vierten Teil zu benötigen.
So sei es denn.

Gespeichert UTC 16:18, gepostet: 16:51.

Donnerstag, 28. August 2008

Die Revolution der Hauptleute

Ein Blick in die Geschichte der „Nelkenrevolution“ macht deutlich, dass der „25.April 1974“ einen langen Vorlauf hatte. Er erklärt, warum es grade die Streitkräfte waren, die zum Auslöser des Aufstandes wurden. Die Verzweiflung über die nicht zu gewinnenden Kriege gegen die Aufstandsbewegungen in den Kolonien wurde zur Mutter der Rebellion.
In der Bewegung der Streitkräfte, der MFA, sammelten sich Anfang 1970 junge Hauptleute. So muss in der himmlischen Parallele die Unterminierung der alten Ordnung deutlich erkennbar sein. Da das Element der Verschwörung hier die Hauptrolle spielt – die breite Volksbewegung entstand erst nach dem 25. April – darum ist besonderes Augenmerk auf Pluto zu richten.
Der Charakter Plutos fällt zusammen mit dem Charakter, des Zeichens, das er beherrscht, den Skorpion. In Anlehnung an eine Äußerung C.G.Jungs über das Wesen des mann-/weiblichen Archetypus, verstehe ich grundsätzlich das Tierkreiszeichen als matrix (lt. Mutter), also weiblich und den Planeten als dynamis (gr. Kraft) der gleichen Zeitqualität. Die einander gegenüberliegenden Zeichen bilden dabei Gegensatzpaare, in denen es um das Gleiche in komplementärer Ergänzung geht.
Das Gegensatzpaar Stier/Skorpion ist also in dieser Betrachtung Matrix des Gleichen, nämlich eines Zusammenschlusses, einer Vergemeinschaftung. Im Stier geht es aber um die rein materielle Sammlung zur Herde. Die Herde dient der Sicherung des materiellen Bestandes der Einzelwesen. Beginnend mit der Abgrenzung reagierender chemischer Potenzen als Zelle entwickelt sich das Prinzip des Zusammenschlusses bis hin zur sozialen Herde. Im Skorpion geht es ebenfalls um Sammlung, allerdings hier in der Bindung an eine Idee, ein geistiges Prinzip oder Leitbild. So Stier = die Herde, Skorpion = der Orden.
Es müsste in der Bewegung des Pluto am Himmel der frühen siebziger Jahre eine Beziehung zu Mars = Streitkräfte und zu Uranus = Befreiung zu erkennen sein, vielleicht auch zu Neptun = Auflösung und Neuanfang. Dabei scheidet Mars aufgrund seiner raschen Bewegung als Anzeiger einer allmählichen Entwicklung aus – es sei denn, er bewegte sich durch die Matrix des Widders, was aber nicht der Fall war.
Nehmen wir irgendein Horoskop des Jahres 1969:





















15.8.1969, Bethel NY, „Woodstock – Festival“

Pluto befindet sich Ende der sechziger Jahre Ende Jungfrau. Uranus hat ihn überholt und ihre lange Konjunktion hat die Revolution der „68er“ begleitet. Uranus entfernt sich rasch von Pluto. Mithin: keine gemeinsame Konstellation. Dasselbe gilt für Neptun Ende Skorpion. Er verlässt schon 1970 den Skorpion und kommt daher auch für den Aufbau einer auflösenden Potenz des Pluto nicht in Betracht. Von einer direkten Hauptkonstellation mit Pluto (=Konjunktion/Opposition/Quadrat) kann ebenfalls keine Rede sein.
Also kann aus den Konstellationen der laufenden Planeten nicht auf eine Verschwörung von Militärs zur Überwindung eines autoritären politischen Systems geschlossen werden.
Was aber dann?
Seit der persischen Weltastrologie des achten und neunten Jahrhunderts ist die Deutung der Großen Konjunktionen, das ist der Konjunktionen von Saturn und Jupiter, die sich alle zwanzig Jahre ereignen, in Übung. Astrologen wie Messahala, Al Kindi, Al Biruni, Abu Ma’shar und viele andere leiteten kollektive Vorgänge, die Schicksale von Dynastien und Kulturen aus diesen Konstellationen ab.
In seinem Kitab Al-Milal Wa-D-Duwal (Das Buch von den Religionen und Dynastien – Über die Großen Konjunktioneren)[1]zählt Abu Ma’shar, die Dingen auf, „von denen fortgeschrittenes Wissen über die allgemeinen Vorgänge abzuleiten und besondere Beispiele für künftige Zeiten zu gewinnen sind“. An zweiter Stelle nennt er die

„Positionen der Himmelskörper im Horoskop der Äquinoctien in jenen Jahren, in welchen [die Konjunktion der zwei obersten Planeten] sich ereignet wo sie sich von einer Triplizität zu einer anderen verlagert …“[2]


Den hier angegebenen Fall nennen wir Königskonjunktion und die Königskonjunktionen der vier Elemente fassen wir als Matrix auf, die den zwölf Tierkreiszeichen ihre für rund 800 Jahre gültigen Unterverzeichnisse zuteilen.


Prüfen wir, ob der Charakter des Pluto Anfang der siebziger Jahre durch eines dieser Unterverzeichnisse modifiziert ist:













Bewegung Pluto von 1970 – 1973: links Frühling, rechts
Herbst

Hier haben genau das, wonach wir suchen: am Himmel die Parallele dessen, was sich auf der Erde als Prozess abgespielt hat: die Annäherung des Pluto an den Uranus der Königskonjunktion Erde von 1802 auf 3,2° Waage und an den Mars der Königskonjunktion im Feuerelement von 1603 auf 4,1° Waage.
Hier sind sie zusammen, Soldaten und die Revolution. Hier ist sie, die Revolution des irdisch Realen im Sinne von Stier = Gemeinschaft, Jungfrau = Wirtschaft und Steinbock = Staat. Und hier ist der rote Mars, die Neugeburt der Streitmacht.
Und was bedeutet als Rahmen der Eintritt in die Waage? Waage ist das siebte Zeichen des Tierkreises. Der Eintritt der Planeten aus Jungfrau in die Waage bedeutet Eintritt in die obere, die Himmelshälfte des Tierkreises. In umgekehrter Richtung erfolgt im Weg des Lichts, dem Tagesbogen der Sonne, die Wanderung durch das siebte Himmelshaus: die (Doppel-) Stunde vor Sonnenuntergang.


Die alten Ägypter, die das Zeichen der Waage in den Tierkreis eingefügt haben, verehrten diese als Symbol des Sonnenunterganges, das will heißen des Totengerichts. Die Totenwaage richtet den gestorbenen Menschen, in dem der Richter, der hundsköpfige Anubis sein Herz auf die eine und die Feder der Maat, der Göttin der Gerechtigkeit und universellen Ordnung auf die andere Waagschale legt. Das Urteil entschied über Leben im Jenseits oder endgültigen Untergang.





Das Gleichnis der Sonne – astrologisch: des Herzens - die im 12. Himmelshaus der Fische aufgeht und im 7. Himmelshaus der Waage untergeht, ist das Gleichnis des Lebensgeistes, das heißt des Geistes der Güte, des Gebens, der Verschwendung. Geiz, Gier, Missgunst, Sorge – diese Un - Geister sind es, die dem Herzen die steinerne Schwere mitteilen, die im Universum nicht gewollt ist – die, wie alle Religionen versichern, den sicheren Weg in den Untergang weist.
So ist der Himmelsort der Waage in der Tierkreisfolge passenderweise ein Ort des leichten Elements, ein Luft-Ort.
Soviel zu dem Geist, welcher den mütterlichen „Boden“ abgab für die befreiende Verschwörung der Offiziere im vorrevolutionären Portugal im Zeichen des erdfarbenen Uranus und des roten Mars.
Die Gesamtkonstellation des 25. April in der Matrix der Königskonjunktionen zeigt nun dieses scharfe Quadrat des inspirierten Pluto zur Mars/Saturn - Konjunktion Anfang Krebs.



Zusammenstehend zeigen Mars und Saturn an: es bleibt alles, wie es ist und wem das nicht passt, der bekommt Prügel. Dagegen Mars und Uranus: es ändert sich alles und wem das nicht passt …usw.
Und Krebs, der Boden für Mars/Saturn? Immer geht es bei Krebs um das Innere, um das intime Milieu, um Gefühlswelten. Hier sind es die Interessen der Gesamtheit der traditionell herrschenden Familien mit dem ihnen zur Verfügung stehenden Gewaltmonopol des Staates, welche von den aufständischen Militärs durchkreuzt (= Quadrat) werden. Die Schwäche der alten Familienwelten ist bemerkenswert.
Das gilt sowohl im realen: der Umsturz verlief fast unblutig, lediglich bei der Besetzung der Zentrale des Geheimdienstes gab es, als dieser in die Menge schoss, einige Tote unter den Demonstranten; der neuen Inhaber der Macht aber schützten das bettelarme Volk, als es nun begann in einer unaufhörliche Folge von Betriebs- und Landbesetzungen den alten Familien ihren Besitz streitig zu machen.
Das gilt aber auch am Himmel: Krebs – Herrscher Mond in den Zwillingen muss sich eine Lage gefallen lassen, in der sein Herrscher Merkur (= öffentliche Meinung) im Widder von der Schwäche des Mars der alten Gewalten betroffen und zugleich von den Resonanzen des Uranus erfüllt ist. Dieser wiederum steht im Maximum der Quadratresonanz zur Sonne der Königskonjunktion Erde (= 24,6° Krebs).



Zum anderen ist Mond selber von der Resonanz des Neptun betroffen, eines Neptun, der entsprechend seinem Zeichen Fische, die Auflösung eines alten und den Aufgang eines neuen Geistes signalisiert und dieses im Schützen, dem Zeichen, in welchem sich die Fügungsmacht innerhalb einer Gesellschaft darstellt, wobei Jupiter in den Fischen, ebenfalls in Resonanz zu Mond ebenfalls die Auflösung des alten und den Aufgang des neuen Geistes signalisiert.



Schließlich stellt sich die Frage: warum in Portugal? Diese Frage erscheint, betrachtet man den Strom der realen Ereignisse, als absurd: „Nirgendwo anders auf der Welt hätte dieses geschehen können angesichts der vorliegenden Bedingungen…“ lässt sich leicht sagen, hinterher.
Aber am Himmel galt diese Annäherung des Pluto an Uranus und Mars der Erd- und Feuerkonjunktion und damit ein Geschehen im Sinne einer Erdrevolution unter Einbeziehung einer Erneuerung der Streitkräfte auf der ganzen nördlichen Halbkugel der Erde.
In dieser Frage, nämlich in der Zuteilung der planetarischen Potenzen zu je einer Gleichung von Ort und Stunde entscheiden zwei andere Arten von Horoskop:
1. Für einen Zeitraum von jeweils sieben Jahren die sog. Septare, das sind Siebenjahresschwingungen der Solare (= Geburtstage) der Königskonjunktionen für jeweilige Orte.
2. Für den Zeitraum von jeweils einem Jahr die Äquinoctien, also die Horoskope, die auf jeweilige Orte errichtet werden zur Frühlings –Tagundnachtgleiche am 20. bzw. 21. März jeden Jahres. Es sind die Geburtshoroskope eines jeden Jahres, beginnend zum Sonnenstand bei Tierkreisbeginn auf 0° Widder.
Die Analyse dieser Horoskope soll uns im folgenden Beitrag beschäftigen.

[1] Hrg. u. übers. Von Keiji Yamamoto und Ch. Burnett, Leiden 1999.
[2] S. 13. Unter Triplizität sind die jeweils drei Zeichen eines Elements zu verstehen, die voneinander im Abstand von 240° entfernt sind. Weil die Großen Konjunktionen sich alle 20 Jahre um einen Schritt von knapp3° vorwärts bewegen, ereignen sie sich in Serien, nämlich ca. zehnmal, in den Zeichen des gleichen Elements (=Triplizität) bevor sie dann in ein neues Element wechseln: dieses ist der Schritt, den ich „Königskonjunktion nenne.

Gespeichert: 26.8.UTC 15:14, gepostet 28.8.UTC 16:01.



Montag, 25. August 2008

I remember Grandola


25. 8. – 1. 9. 2008 in der Matrix des Tierkreises
und der Königskonjunktionen der vier Elemente
Feuer, Erde, Luft und Wasser
aus den Jahren 1603, 1802, 1980 und 1305




Heute am Montag 0:00 Uhr UTC hat Mars 3,6° Waage erreicht. Er befindet sich dann genau zwischen 3,2° Waage, wo der Uranus der Königskonjunktion Erde von 1802 steht und 4,1° Waage mit dem Mars der Königskonjunktion Feuer von 1603.


17.7.1802 Königskonjunktion Erdelement




18.12.1603 Königskonjunktion im Feuerelement


Das soll Anlass genug für einen Rückblick sein, der uns Astromane manches lehren kann.

Am 24.5.1974 ereignete sich am äußersten westlichen Rand von Kontinentaleuropa ein politisches Wunder: die sogenannten „Nelkenrevolution“ der Bewegung der portugiesischen Streitkräfte MFA.

Fast unblutig und innerhalb von Stunden gelang es, eine Diktatur, die alles in allem seit 48 Jahren Portugal beherrscht hatte mit Geheimpolizei, Folter und autoritärem politischen Diktat von oben, zu entmachten und den Weg für einen demokratischen Prozess freizumachen.

Man bedenke, eine Armee-Bewegung (MFA = „Bewegung der Streitkräfte“), die zum Ziel hat und der es gelingt, das Volk aus einer fast ein halbes Jahrhundert lastenden Unterdrückung und Bevormundung zu befreien und die Kolonialvölker in die Unabhängigkeit zu entlassen --. Die Dimension dieses politischen Wunders erschließt sich nicht, läßt sich vielleicht nicht einmal ahnen bei der Betrachtung des Ereignismomentes:

24.4.1974, UTC 21:50, Lissabon, Beginn der Revolution

Dargestellt ist der Moment: MEZ 22:50, in dem der Portugiesische Rundfunk das vereinbarte Signal sendet: er spielt das Liebeslied „E depois do adeos“ (Nach dem Abschied) und gibt damit das in der MFA vereinbarte Signal zum Aufstand.

Dazu passend erhellt Mond - das romantische Licht und Heimat der Gefühle - den westlichen Himmel, wo sich Himmel und Erde begegnen und miteinander auf der Waage des Herzens Bilanz ziehen.

Die Stunde eröffnet aber im Zeichen des Aszendenten Schütze, in Resonanz zum Mond, einen Weg, besser Wege, denn Jupiter, Herrscher des Schützen, steht im dritten Haus, dem Haus der Wege. Sie eröffnet, die Stunde, die Schützenwege, das sind die Wege des Verstehens und Versöhnens in der Welt und, in dem Rahmen, die restlose Auflösung, und den voraussetzungslosen Neubeginn, angezeigt durch Neptun.

Passend zum Geschehen zeigt das aktive Haus, das fünfte, die türöffnende Aktion des Widders und zwar an der Stelle, wo sein Herrscher sich befindet: Mars liefert im siebten Haus Sinn aus.

Unter Sinn verstehe ich jenen göttlichen/ewigen Gedanken, der sich einmal, ausgehend im Zeichen des Aszendenten auf den oberen Weg des Geistes gemacht hat (im Uhrzeigersinn) um aus ewiger Möglichkeit (12. Haus) auf dem Weg der Wandlung Gegenwart (7. Haus) entstehen zu lassen.

Mars enthält dabei, quasi als Unterverzeichnis, Merkur, in Resonanz zu Uranus (= Wege der Befreiung) und die Stiersonne der Sammlung und Vergemeinschaftung.

Der Akteur Mars aber, der im siebten Haus den Geist des Aszendenten, den Geist der Versöhnung, ausliefert, dieser Mars selber hat Resonanzen die manche bittere Erinnerungen wecken, nämlich die Konjunktion mit Saturn und das Quadrat von Pluto.

Der große Meister des der persisch/arabischen Astrologie , Abu Ma’shar, bezeichnete die Konjunktion der beiden „Übeltäter“, Saturn und Mars im Krebs, als schlimmstmögliche Konstellation überhaupt bezeichnet. Diese Aussage findet ihren Sinn auch 1974 bestätigt, wenn auch nur als GAU für die bis dahin herrschenden Gewalten.

Hier zeigt sich also, dass mit Pluto nicht mehr aber auch nicht weniger ausgesagt ist als: Sammlung in einem bestimmten Geist, die in einen Ablaufplan auskristallisiert ist.

Saturn aber bringt das hierarchisch oberste, die Staatsführung, ins Spiel.

Soweit wären alle Komponenten des Tages in ihren Resonanzbeziehungen, die Parallele Himmel/Erde, sinnfällig erkennbar. Aber daraus hätte zumindest ich nie das entsprechende politische Wunder voraussagen können. Ich wüßte auch niemand sonst, der das könnte. Das Nicht-Wissen über jenen Ort und jene Zeit, die zum Aszendenten des Wunders, oder der Katastrophe führen, ist es, welches den Himmelsbetrachter – heilsam, wie ich finde – umnebelt. Ein Verlust dieses Nebels (=Neptun) hinterläßt den Zwangscharakter, der, gejagt von vorgestellten Zweckdienlichkeiten, ständig auf die Räder der planetarischen Breiten starrt.

Ich sehe schon, ich werde diesem Thema die Woche widmen und nicht nur diesen Tag. So will ich an dieser Stelle für heute einhalten und mich auf morgen vertagen. Ich feiere damit auf meine Weise die mächtigen Konstellationen von Sonne, Merkur/Venus und Mars, diese Woche, wobei die drei Erstgenannten, in Jungfrau stehend, eh mit nichts passenderem zu erfreuen sind, als mit der Analyse von irdisch/himmlischen (erst Opposition Uranus, später Quadrat Pluto) Lebensbedingungen.

Gespeichert: UTC 16:30, gepostet: 16:56

Dienstag, 19. August 2008

Nordhalbkugel, Montag: Welttag der körperlichen Liebe




18. 8. – 25. 8. 2008 in der Matrix des Tierkreises und der Königskonjunktionen der vier Elemente Feuer, Erde, Luft und Wasser aus den Jahren 1603, 1802, 1980 und 1305

Die Woche beginnt, überlappend von der letzten Woche her, mit dem an sich ungemütlichen Quadrat Mars (Jungfrau) zu Pluto (Schütze).
Im schlimmsten Fall ist das Vorstellungsbesessenheit contra Aggression. Oder umgekehrt.
Im besten Fall ist es der Neubeginn, die Geburt, (Mars) einer neuen Einstellung hinsichtlich des Verzichts (Pluto) auf Genuss (Stier), Verschwendung (Löwe) und Abgehobenheit (Wassermann) soweit sie das kollektive Überleben gefährden.
Allgemein legen Pluto - Verbindungen nahe, persönliche Energie an einen überpersönlichen Inhalt zu binden, soweit Letzterer im Motiv besteht, kollektives Leben zu sichern durch persönliches Opfer.
Aus der Zeichendominanz über die Planeten ergibt sich die Resonanz von subjektivem Zweck (Jungfrau) mit dem überpersönlichen Ziel der Versöhnung (Schütze). Der Gedanke an den Merkel -Besuch in Russland und Georgien drängt sich auf. Aber das ist die öffentliche, die „Show-Ebene“, die Konstellation gilt und wirkt aber auf allen Ebenen, von der höchsten des Völkerrechts bis hinunter zu Ehe und Kindergarten.
In die Formel: „Neubeginn einer neuen Einstellung … hinsichtlich des Verzichts …“ passt auch die Eröffnung der 18. Weltwasserwoche in Stockholm.
Soweit zum Mars dieser Woche.

Merkur und Venus wandern diese Woche Seite an Seite durch die gleichen Grade der Jungfrau auf das Maximum der Opposition zum Uranus hin. Hier sind die im Sinne der Jungfrau „handfesten“ Herrscher von Zwillinge/Jungfrau und Stier/Waage mit
Das heißt zunächst, von den Zeichen her, „Analyse und Nutzung der aktuellen Bedingungen“ im Dialog mit ihrem komplementären Gegenzeichen Fische, der, sagen wir, „Hingabe ans Gottvertrauen“. Anders gesagt, Alltagsbewusstsein trifft auf „Ewigkeitsbewusstsein“.
In diesem Rahmen vertritt Venus die Frage der Sicherung der Existenz von uns Einzelnen und unserer Lebensgemeinschaften und Merkur die Fragen der Analyse und Steuerung unserer Daseins- und Lebensbedingungen.
Uranus nun, der als Herrscher des Wassermanns immer schöpft, nämlich aus dem Meer des Unbewussten, und als Herr eines Luftzeichens dem Reich des Geistes angehört, Uranus tritt ins Bewusstsein in Form einer Idee, eines Gedankens, den man so noch nie hatte.
Wenn Uranus sich nun in den Fischen aufhält, dann ergibt sich das Bild vom Himmel über dem Meer. Das heißt, dieser Uranus ist dem Bewusstsein nicht direkt zugänglich, weil dieses vom Meer des Unbewussten getrennt ist, wie das Bild, das der Kegel einer Taschenlampe erhellt, von dem Dunkel in allen vier Himmelsrichtungen, das diesen erleuchteten Ausschnitt umgibt.
Die Opposition Venus/Merkur zu Uranus im Rahmen der komplementären Zeichen Jungfrau : Fische kann also zu Träumen führen, die in Bildern von „Himmelfahrten“ über dem Meer, sei es in Flugzeugen, Hubschraubern , auf fliegenden Teppichen usw., eine Entfernung vom bisherigen Land des Bewusstseins anzeigen und, soweit eine Landung im Traum enthalten ist, den Ursprung eines neuen Bewusstseins. Diese Träume präsentieren dem Alltagsbewusstsein Bilder, die eindringlich sind und haften bleiben, es sind, wie das Fachwort heißt, „numinose“ Bilder, sie enthalten als wirkende Macht ein numen, einen, wie man im Altertum sagte, Wink Gottes.
Diese Konstellation entfaltet ihre Wirksamkeit zum Wochenende hin und in die beginnende neue Woche hinein bei denjenigen, deren Planeten etwa zwischen 18° - 24° Jungfau/Schütze/Fische/Zwillinge stehen. Am zentralsten, nämlich mit ihrer Sonne (= Lebensausdruck), dürften die in der Woche um den 13. März/Juni/September/Dezember Geborenen angesprochen sein.

Schließlich ein Wort zur Sonne dieser Woche: Gestern am Montag wanderte sie durch die Resonanz der Erdvenus, also der Venus der Königskonjunktion (oder „Mutationskonjunktion“) im Erdelement von 1802 auf 26,1° Löwe.
Menschen, die ein Licht oder einen/mehrere Planeten im nächsten Umkreis dieser Venus haben (ich gehe von +/- 1, 5° aus, das gilt also für Sonne auch noch heute), diese Menschen sind ihr Leben lang in Resonanz zu dieser Erdvenus, die gestern ihren Sonnenbesuch erfuhr. Sonne Konjunktion Venus. Das ist, soweit die Stiervenus betroffen ist, die paradoxe Einheit von Vereinnahmung und Verausgabung, auch natürlich in der Einheit von (seelischer) Lust und (körperlichem) Genuss, denn im Zeichen des Stiers vollzieht sich zweifellos der Genuss der Materie, der körperliche Genuss. Und über die Waage-Venus, die Liebesgöttin, die uns mit den Projektionen der ersehnten Gestalt in der Liebeserfüllung versorgt, bedarf es hier wohl keiner näheren Ausführung. Also, Welttag der körperlichen Liebe, ganz irdisch, immer am 18. oder 19. August.

Die Resonanzen zu den Konstellationen der vier Königskonjunktionen diese Woche





Dazu kommen dann die Grade um 26,1° Skorpion/Wassermann/Stier (+/-1,5°) die von dem Resonanzkreuz, ausgehend von 26,1° Löwe, bewegt werden.

Dafür ein Beispiel, wie das Thema der körperlichen Liebe in grundsätzlicher (=Steinbock/Saturn) Weise, in einer Art Philosophie des Fleisches, in der Resonanz auf 26,1° Löwe zur Erscheinung gebracht worden ist:


manifeste FUTURISTE DE LA LUXURE

Bibliotheque Nationale, Paris, R 2616 (23)

Antwort an die Journalisten, die in unredlicher Ab­sicht Sätze verstümmeln, um die Idee lächerlich zu machen

an die Frauen, die denken, was ich auszusprechen ge­wagt habe -

an die Männer, für die die Wollust nichts anderes ist als Sünde -

an alle diejenigen, die in der Wollust nur ein Laster sehen, wie im Stolz nur die Eitelkeit.

Die Wollust außerhalb moralischer Vorstellungen und als wesentliches Element der Dynamik des Lebens be­griffen, ist eine Macht.

Wie der Stolz ist die Wollust eine unzerstörbare Tu­gend, ein Feuer, an dem sich die Energien aufladen. Die Wollust ist der Ausdruck eines Wesens, das aus seinen Grenzen hinausgetreten ist; sie ist die schmerz­liche Lust eines vollkommenen Leibes, der leidvolle Schmerz des Werdens. Sie ist die fleischliche Einswerdung, welcher Art auch die Geheimnisse sein mögen, die die Wesen vereinigen. Sie ist die Synthese des Sen­sorischen und Sensuellen zur höchsten Freiheit des Gei­stes. Sie ist die Vereinigung einer Parzelle der Mensch­heit mit der ganzen Sinnlichkeit der Welt, ihr panischer Schauder.

Die Wollust ist die Suche des Fleisches nach dem Un­bekannten, wie der Intellekt die Suche des Geistes ist. Sie ist Schöpfung und Geschöpf. Das Fleisch ist schöp­ferisch wie der Geist. Beider Schöpfung ist nach den Maßstäben des Universums gleich. Beide haben den gleichen Rang. Und die geistige Schöpfung ist ab­hängig von der fleischlichen. Wir besitzen Körper und Geist. Den einen zu unter­drücken, um den anderen zu erhöhen, ist ein Zeichen von Schwäche und Verwirrung. Ein starkes Wesen muß alle leiblichen und geistigen Möglichkeiten, die in ihm liegen, verwirklichen. Die Wollust ist für den Eroberer ein Tribut, auf den er Anspruch hat. Nach einer Schlacht, in der Männer gefallen sind, müssen die Sieger, die Auslese des Krieges, nach den Gesetzen des Lebens im eroberten Land neues Leben zeugen, und sei es durch Vergewaltigung. Nach der Schlacht suchen die Soldaten die Wollust, um sich zu entspannen und neue Energien für den An­griff zu gewinnen. Die modernen Helden in allen Be­reichen des Lebens brauchen das Begehren und die Lust. Das gilt auch für den Künstler - das große uni­verselle Medium. Sogar die religiöse Exaltation der Illuminaten, deren Ideen durch den Reiz des Neuen viele Anhänger gewonnen haben, ist nur eine ins Gei­stige gelenkte Sinnlichkeit, die das Weibliche mit dem Nimbus des Heiligen umgibt. Die Kunst und der Krieg sind die großen Manifesta­tionen des Sinnlichen, deren höchster Ausdruck die Wollust ist. Ein ausschließlich geistig orientiertes Volk entartet ebenso wie ein ausschließlich dem sinnlichen Genuß ergebenes Volk: Beide werden steril. Die Wollust entfacht die Energien und entfesselt die Kräfte. Sie trieb die primitiven Völker erbarmungslos in den Krieg, um den Männern Gelegenheit zu geben, ihren Frauen die Trophäen der Besiegten zu Füßen zu legen Sie treibt heute die Mächtigen der internationalen Finanz, der Presse, der Industrie, Geld zu scheffeln, Massen aufzuwiegeln und Energien zu bändigen, um den Gegenstand ihrer Wollust zu schmücken und zu erhöhen Diese Männer finden trotz ihrer starken Beanspruchung Zeit für die Wollust, den Motor ihres Handelns, von dessen Reaktionen die Massen und die Volker bewegt werden Auch für die neueren Volker bei denen die Wollust noch nicht so offensichtlich in Erscheinung tritt die weder die Rohheit der Primitiven noch das Raffinement der alten Zivilisationen besitzen, ist die Frau das beherrschende Prinzip, auf das alles ausgerichtet ist Die zurückhaltende Verehrung des Mannes für die Frau ist der noch unbewußte Drang einer schlummernden Wollust Bei diesen Völkern ist, ebenso wie bei den nordischen Völkern, die Wollust aus verschiedenen Gründen fast ausschließlich auf die Zeugung gerichtet Aber unter welchen Aspekten die Wollust sich auch offenbart normalen oder anomalen, immer ist sie das stärkste Stimulans

Das Leben des Primitiven wie das Leben des Tatmenschen und des geistigen Menschen fordert zu bestimmten Zeiten Stunden der Lust. Arbeit und Lust bedingen einander. Gemeinsam erst machen sie den vollkommenen Menschen aus. Die Wollust ist für den heldischen Menschen, für den geistig schöpferischen Menschen, für alle Herrennaturen die äußerste Exaltation ihrer Kraft. Sie ist für jedes Wesen ein Beweggrund, aus seinen Grenzen hinaus­zutreten, sich abzusondern, sich auszuzeichnen, ein Aus­erwählter zu sein.

Nur die christliche Moral, die die heidnischen Sitten­gesetze ablöste, betrachtet die Wollust als eine Schwäche.

Aus einer gesunden Lebensfreude, aus dem Aufblühen des Fleisches hat sie ein schimpfliches Laster gemacht. Sie hat die Lust scheinheilig verpönt, aus ihr eine Sünde gemacht.

Man soll aufhören, die Lust zu verhöhnen, diese zu­gleich subtile und brutale Anziehungskraft zweier Kör­per, gleich welchen Geschlechts, die zueinander verlan­gen, zur Vereinigung streben. Man soll damit auf­hören, die Lust zu verhöhnen, indem man sie mit dem jämmerlichen und erbärmlichen Plunder veralteter steriler Sentimentalitäten verhüllt. Nicht die Wollust trennt und zersetzt und vernichtet - dies tun vielmehr die hypnotisierenden Wirkungen der Sentimentalität, die künstlichen Eifersüchteleien, die berauschenden und trügerischen Worte, das leere Pathos von Trennung und ewiger Treue, die literarischen Heimwehgefühle:

das ganze Schmierentheater der Liebe. Werfen wir den ganzen romantischen Plunder fort, die entblätterten Maßliebchen, die Duette im Monden­schein, die heuchlerische Scham! Die Menschen, die durch physische Anziehungskraft zueinander hingezogen werden, sollen nicht immer von der Zerbrechlichkeit ihres Herzens sprechen, sondern den Mut haben, ihr Begehren auszusprechen, ihre körperlichen Wünsche auszudrücken, sich Rechenschaft über die erhofften Freuden einer künftigen leiblichen Vereinigung zu geben. Die physische Scham, ihrem Wesen nach in allen Zeiten und Ländern von verschiedener Art, hat nur den ephemeren Wert einer sozialen Eigenschaft. Man muß sich der Wollust bewußt werden. Es gilt, aus der Wollust das zu machen, was ein intelligenter Mensch aus sich selbst macht: Es gilt, ans der Wollust ein Kunstwerk zu machen. Unbewusstheit und Verwirrung bei einer Geste der Liebe vorzutäuschen, ist Heuchelei, Schwäche oder Dummheit. statt sich im Rausch der Leidenschaft oder in unbewußter Gefühlswallung hinzugeben, die durch die Unvermeidlichkeit des ernüchternden Morgen verstärkt wird sollte man sorgfältig prüfen und auswählen Man sollte sich von der Intuition und dem Willen fuhren lassen Gefühlsregungen und sinnliches Begehren nüchtern abwägen Es sollten sich nur solche Partner zusammentun die sich gegenseitig ergänzen und steigern Mit der gleichen Bewußtheit und Zielstrebigkeit sollte man die Lust der Umarmung zur Ekstase fuhren alle Möglichkeiten entfalten um die höchste Wollust der fleischlichen Vereinigung zu erfahren Man sollte aus der Wollust ein Kunstwerk machen geschaffen mit Instinkt und Bewußtsein - wie jedes Kunstwerk Man muß die Wollust von allen sie verunstaltenden Schleiern der Sentimen­talität befreien Bei einem gesunden Jungen Menschen tragt die Wollust stets den Sieg davon wenn sie sich im Widerstreit mit der Sentimentalität befindet.

Die Sentimentalität folgt der Mode, die Wollust ist unwandelbar Die Wollust triumphiert, weil sie Exalta­tion der Lust ist die jedes Wesen über seine Grenzen hinausträgt Freude am Besitzen und Beherrschen, ständiger Sieg, der ständigen Kampf erzeugt, berauschende Trunkenheit der Eroberung, sich immer wieder er­neuernd

Die Wollust ist eine Macht, denn sie reinigt den Geist, indem sie alle Unruhen des Leibes ausbrennt Aus einem gesunden und starken Leib, der durch die Umarmung geläutert ist, sprudelt ein klarer und heller Geist Nur die Schwachen und Kranken werden von ihr zugrunde gerichtet

Die Wollust ist eine Macht, denn sie tötet die Schwa­chen und macht die Starken starker So schafft sie eine Elite

Die Wollust ist eine Macht, weil sie die Abgeschmacktheit der Definition zeigt Ihr ist das Gefühl der Sicher­heit fremd, das die Sentimentalität verleiht Wollust ist ewiger Kampf ohne Sieg Nach dem flüchtigen Triumph erwacht von neuem die Unrast, die den Men­schen übermächtig zwingt, sein Wesen zu entfalten sich selbst zu übertreffen Die Wollust ist für den Kör­per was die Idee für den Geist ist eine großartige Chimäre, nach der alle Jungen und lebensgierigen Menschen unaufhörlich Jagen, von ihr berauscht die sich aber jedem Zugriff entzieht

Die Wollust ist eine Macht.

Valentine de Saint-Point

Paris, den 11. Januar 1913

Avenue de Tourville, 19

(1914 wurde dieses Flugblatt in einer Auflage von fast

einer Million Exemplaren verbreitet.)

















Ritzzeichnung mit dem ältesten Bild einer Paarung aus dem Abri von Laussel in Südfrankreich. Ein Abri ist ein schützender Felsüberhang, unter dem die Menschen der Altsteinzeit rasteten oder sich für längere Zeit ansiedelten.

11.1.1913 (UTC 0:00) mit Resonanz zur Venus der Erdkonjunktion


Hier zeigt sich die Macht des Archetypus: Saturn im Kernbereich der Resonanz zur Erd-Venus von 1802, seinerseits beherrschend: Sonne, Merkur, Mars und Jupiter, die ganze (fast) männliche Planetenschaft. Saturn, der Grundsätzliche also, als Herrscher von fünf der zwölf Zeichen.

Bemerkenswert zudem ist die Stellung des Neptuns: er befindet sich exakt auf der Erd- Sonne von 1802 und beherrscht in den Fischen (Lösung = Orgasmus) Venus und Mond, die für die weibliche Sexualität wichtigsten Planeten/Lichter/Archetypen, denn ohne Venus keinen Körper und keine Körperschönheit und ohne Mond keine Schleimhäute.








Am Wochenende tritt dann Mars in die Resonanz des Uranus der Erdkonjunktion ein. Darüber wäre diese Woche noch ein Blog fällig.

Gespeichert: UTC 11:17, gepostet: 11:36; 20.8.: 13:41.