Donnerstag, 21. Juli 2011

Offener Brief an einen grenzbadischen Mythopoeten



Lieber Mythopoet,

 für Deinen Kommentar möchte ich Dir an dieser Stelle danken. Ich möchte  ihn hier im Blog beantworten und danke Dir , dass Du mir das Stichwort gegeben hast.


  ...  ja, ein Treffen am Kneipentisch … das hätte was, das wäre ein unbetretenes Zimmer ...

„Vielleicht dichtet er einfach so vor sich hin – so wie jemand vor sich hin singt“.

In der Tat, ich dichte einfach vor mich hin. Dabei, das ist mir bewusst, schließe ich mich  von Lesern ab, oder gibt es ein Bedarf an poetischer Astrologie, oder  an astrologischer Poesie?

Es wird Dich interessieren, Mythopoet, dass meine Frau mich einen Tag vor Dir zum selben Thema  angesprochen hat. Zum  Beispiel meine 3. Abteilung, "Q-Zeit". Ich konnte ihr natürlich nur beipflichten. Und dachte bei mir: ein, zwei Mal hast du’s schon erklärt, das ist wohl noch so gut wie gar nichts.

Im Blog von diesen Montag bin ich mit den „Zuhörern“ diesen Teil des Gebäudes nochmal abgewandert. Nun ist das, auch für mich, rätselhafte Q zu K geworden.

Wovon ich rede, das ist für mich da. Offenbar in seiner Projektion. Wöchentlich übe ich so die Deutung der Zeichen und Zeiten,  des Mundanen Horoskops. Das ergibt  dann eine Art  mundaner Individuation wie sie auf den Menschen wartet.

Die Zeichen und Zeiten deute ich, wie der Himmlische Esel in mir sie sieht. Im Prinzip muss mir keiner dabei zusehen … der Krebs-Aszendent ist auch mit dem alleine Spielen glücklich, wenn aber  Lust besteht,  mich zu begleiten, ein Stück gemeinsam, durch aktuelle Sprachlandschaft mit ihren Zikaden, mit ihren Feigen und Disteln, ihre Städte und Auen gemeinsam  durchzuwandern, so ist mir das willkommene Gesellschaft, geschätzte Astrologin, eh ...

„ vielleicht schreibt er auch so schwierig, DAMIT man ihm nicht folgen kann“


Ich glaube nicht, dass ich schwierig schreibe, ich schreibe, was ich sehe. Ich sehe sprachlich, das übt sich in der Astrologie. Andere sehen mathematisch …
Was ich schreibe, hat Gründe. Habe ich deren Konsequenz verstanden? Nicht selten  ahne ich nur. Aber schwierig?   Schwierig ist der Bewusstseinskrampf.
Auf jeden Fall ahne ich nun seit 30 Jahren in Einstellung auf das sich nahende Gute, worunter ich temperamentsmäßig den frei sich entfaltenden Menschen in meiner realen und virtuellen Nähe verstehe.

Und dann ist da zugleich dieses ungeheure Rauschen und Lügen, dieser tägliche Wasserfall der Worte und Bilder in der virtuellen und scheinbaren Welt, gegen die ich nur zu gerne fünf Tage  Schweigen setze bei sieben Tagen draußen auf See mit den Netzen.

Es ist kindlich zutraulich gesprochen, wenn ich sage: am wichtigsten ist mir, dass  die complexio oppositorum, der große Verknüpfer, Gott der Esel -  vernimmt - was ich von seinen und unseren Widersprüchen ahne und verstehe.

 Ich habe im „Gespräch“ mit C.G.Jung verstanden: Gott braucht den sterblichen Menschen, Heiligkeit hat er selber genug, er braucht den Sünder, er braucht den Menschen um seine Schatten zu verstehen …und zu leiden.


„Und Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht und geben Zeichen und Zeiten, Tage und Jahre.“ 1.Gen. 14 (Luther)

Wenn ich deute, dann deute ich kindlich konsequent im Licht des vierten Schöpfungstages und des  sechsten mit der Erschaffung der rätselhaften Eva und wer mir dabei zusehen mag ist willkommen.

Und wenn keiner davon etwas wissen will, weil es zu schwierig ist?
Dann kann ich es auch nicht ändern.

Liebe Begleiter, stellt es nur weiter vor Eure poetische Seele, wenn es Euer Steinbock auch noch so schwierig findet, es gibt ja für alles eine Zeit.

Wenn die astrologische „Phantasie“ „Zeichen und Zeiten“ deutet, dann muss sie vor sich hin dichten, wie es die Wahrsager in Trance immer getan haben. Dann kann es nicht zu selten auch so kommen wie im Blog von 7. März , zwei Tage vor den drei Japan-Heimsuchungen des Jahres 2011:

„Es ist allerdings überfällig,  von Neptun zu reden, der heute in den 1°-Kreis um 0,3° Fische eintritt, denn dort lagert der virtuelle „grüne“ Mars der letzten Wasser – Konjunktion vom 25.12.1305.

Das Zentrum dieser Konjunktion des Neptun-Lichts mit dem virtuellen Licht des alten grünen Zorns wird in der zweiten Aprilwoche erreicht. Eintritt Neptuns in Fische in der ersten vollen Aprilwoche.
Doch es darf überhaupt davon ausgegangen werden, dass die Resonanz des Neptuns der  Auslösung eines alten göttlichen Zorns gleichkommt,  eines göttliches Grolls über die Verdrängung der göttlichen Gestalten des Wilden aus der Welt, und darf angenommen werden,  dass die Auslösung dieser Auflösung mit unvermuteten Heimsuchungen einhergeht.  Griechisch gesprochen: Poseidon der Erderschütterer vereint mit Ares, dem Treiber und  Trieb des Fließenden  in und aus den Tiefen der Meere bis an der Oberflächen der Erde, bis in den Spätsommer des Jahres 2011.“

Du kennst sicher die Tierkreisbücher von Döbereiner, in meinen Augen sein Meisterwerk. Dort gibt er zu den Zeichen je einen Katalog von zugehörigen Zuständigkeiten. Die Bedeutungswolke eines jeden Zeichens,  sieht man dort,  erstreckt sich kreisförmig in alle vier Himmelsrichtung. Ein Satz aber ist ein linearer Vorgang. Wie soll man einen Kreis in einem Satz abschreiten. Eine simple Wahrheit ist ja schon unwahr ohne das sie ergänzende Gegenteil.
Die „Zeichen und Zeiten“ deuten bedeutet mir aber, blind intuitiv schießend auf hundert mögliche Komplexe in ein zwei Sätzen eine sinnhaltige Auswahl zu treffen. Das kann nur sein, indem man das, was sich murmelnd an der Reibungsfläche von Seele und  Geist rührt, auffängt und ihm eine Sprachform gibt.

Das ist meine Besonderheit und mein Wahnsinn im platonischen Sinne und ich musste zu einer Unmenge von Dingen im Leben z.T. wenig tauglich gewesen  sein, um mit dem Spezialgeschick, das ich zu meiner Neigung hinzu erworben habe, solche   Deuterei allwöchentlich in Reihe bringen zu können.
Ob es dazu reicht, eine genügend kritische Masse für den Durchbruch zu den Pulverkammern  schaffen, welche angereichert mit dem Sprengstoff der täglichen Sinnlosigkeit  alle Tage  an der Grenzfläche von Seele und Geist auf den befreienden Funken warten? Diese Frage beantwortet sich in aller Stille jeden Tag, ohne dass wir es  beobachten können.

Immerhin   - just in dieser Woche, in der einer so ‚schwierig schreibt, DAMIT‘ ihm keiner folgt, wundere ich mich, wo denn die vielen Aufrufe herkommen?




Stat. von heute

Immer, seit ich vor 30 Jahren in Döbereiners astrologischen Klettergarten meine Übungen und Versuche aufgenommen habe,  war ich der Ansicht, dass das, was eine künftige astrologische Zivilisation von den Möglichkeiten, die wir haben,  unterscheidet, dieses ist: dass ihr wachsende Generationen vorangegangen sein werden voller astrologischer Versuche und Erfahrungen.

Etwas anderes ist das mundane Tagebuch im Sinne der Chronik: Was ist geschehen? Wie war die Konstellation? Man ist mit den Lichtern am Himmel im an der Oberfläche Greifbaren, aber - wer kennt mehr als das tägliche Leuchten? Wer kennt Äquinoctien und folgt ihnen? Wer kennt Königskonjunktionen und  Transite auf Königskonjunktionen,  oder wer kennt  ihre Septare/Decare und sucht sie auf. Mit kennen meine ich: Wer wandert selbst auf diesen Bahnen?
Wer kann mithin allwöchentlich die Fülle erfassen die meine stets selbst gezeichnete Wochenwanderung der Lichter und Planeten anbietet?

Und wie wäre es,  zu erwägen, was denn wohl für ein äonisches Individuum ist in uns, das seit Jahrhunderten im Werden ist, im Konzert der Elemente; zu erwägen, auf welches Meer  denn wohl die Symphonie der vier Instrumente/Elemente/Äone, denen wir angehören, hinausweht? Was ist es für eine Stimmung, welche Rhythmus und Melos des Menschen aus den vier Partituren zwischen 1305 und 1980 in welchen Liedern zu Zeiten zusammenbringen?

Und wer von uns Heutigen mag den Chronisten bei seinen Erwägungen auf der Wanderschaft begleiten, wenn er versucht, die Landschaft, den logos eines „Wasser-Mars“, eines „Erd-Merkur“, einer „Feuer-Sonne“ zu erfassen?

Hier in Blog und Kommentar, meiner oberbayerischen Kleinstadtwarte,  habe ich ihn heute virtuell vorgefunden, den Wirtshaustisch, an dem ich frei und von der Leber weg über diese  neuen/ alten/ewigen Dinge reden kann, Dir Mythopoet danke ich für diese Möbilierung.
Du und  Ihr,  Leser, seids von Herzen willkommen. Hockts Euch her, füllts Euch a Glasl ein. Lassts einfach aus ... lassts  Worte wirken … und Stille ... bei Euch und

... bei Mundanomaniac

Gespeichert 20.7.2011, UTC   21:40 , gepostet: UTC 22:24.                                                                                                                              

1 Kommentar:

  1. Lieber Mundanomaniac,


    herzlichen Dank für soooviel an Ant-Worten
    auf meinen knappen emaille-Kommentar!

    ("Entschuldigen Sie, dass der Brief so lang geworden ist,
    ich hatte keine Zeit für einen kürzeren." J.W.v.G)

    Nicht nur mir,
    sondern bestimmt auch anderen Deiner vielen Mitleser
    hat sich dadurch aber manches näher verständlicht!

    Und wie Novalis findet, daß
    "der wahre Brief seiner Natur nach poetisch sei",

    würde ich Deine Fragestellung:
    "..gibt es einen Bedarf an poetischer Astrologie,
    oder an astrologischer Poesie?"
    uneingeschränkt bejahen.

    Mit nun erweitertem Verstehen
    freue ich mich auf Deine nächsten Betrachtungen!

    Beste Grüße
    Mythopoet

    P.S. Geographisch sind wir hier
    -hart an der Grenze zum Schwabenland-
    noch Badener. (Schwäbisch:"Badenser")
    Weshalb hier bei uns besonders gilt:
    "Über Baden lacht die Sonne -
    und über Schwaben die ganze Welt.."

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